Julian Gough: Connect

„Ein überwältigender Techno-Thriller – absolut fesselnd.“ urteilte The Guardian über das soeben auf Deutsch erschienene Buch „Connect“ von Julian Gough. Und die Sunday Times schreibt: „Dieser Roman wird ihre Sicht auf die Welt radikal verändern.“

Die kurze Inhaltsangabe des Verlags machte mich zusätzlich neugierig. Also landete das Buch sehr schnell auf meinem Stapel zu lesender Bücher. Ob ich ebenso begeistert bin – oder eher nicht – erfährst du in diesem Beitrag.

Julian Gough: Connect
Julian Gough: Connect

Worum geht es im Buch von Julian Gough?

Colt ist der clevere, aber wohl auch autistisch veranlagte Sohn der als Forscherin tätigen Naomi. Sie leben in der Wüste Nevadas, ganz in der Nähe des Labors, in dem Naomi ihre Biotech-Forschungen betreibt. Sie lebt allein mit Colt, getrennt von ihrem Mann, der beim Geheimdienst arbeitet.

Ihr zurückgezogenes Leben nimmt ein jähes Ende, als Colt beschließt, seine Mutter als Vortragende auf eine Biotech-Konferenz anzumelden. Als sie hier ihre bahnbrechende Forschung vorstellt, wird ihre Studie sofort vom Geheimdienst unter Verschluss genommen. Währenddessen wagt Colt einen Selbstversuch auf Basis der Forschungen seiner Mutter, der ihn fast das Leben kostet.

Mutter und Sohn sind gezwungen, zu flüchten. Colt muss seine geliebte virtuelle Realität verlassen und in der realen Welt um seines und das Leben seiner Mutter kämpfen. Doch das ist nicht der einzige Kampf, den Colt ausfechten muss. Auch einem Gefühl, das ihm große Angst bereitet, muss er sich stellen: der Liebe.

Meine Meinung und Fazit zu Julian Gough, Connect

Die Grundidee des Buches von Julian Gough ist spannend und hat in mir hohe Erwartungen geweckt. Leider wurden diese für mich nicht erfüllt. Die Geschichte bleibt für mich sehr kalt, distanziert und grob in ihrer Art.

Immer wieder wird die Sexualität der Figuren mit sehr drastischen Worten in den Vordergrund gerückt. Allerdings aus meiner Sicht ohne Notwendigkeit und ohne Mehrwert für die eigentliche Geschichte. Vielmehr fühlte ich mich wie eine Art unfreiwilliger Voyeur.

Auch nach über 200 Seiten hat mich die Erzählweise und Atmosphäre von „Connect“ nicht gepackt, kam für mich keine Spannung auf. Also habe ich die Lektüre nach etwas weniger als der Hälfte des Buchs abgebrochen.

Dabei gab es zumindest eine kurze Passage, die mich in ihrer philosophischen Betrachtungsweise hoffen ließ:

Aber alles ist eine Metapher. Wissenschaft, Religion, Kunst, sie alle sind nur Möglichkeiten, um die Realität zu beschreiben; und jede Beschreibung der Realität ist massiv komprimiert und geht mit einem fast vollständigen Verlust an Informationen einher.

Rund um diesen Absatz geht es darum, dass unsere Realität nur eine von vielen, zeitgleich ablaufenden Ebenen ist, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Unsere Zellen und DNA beeinflussen unser Handeln, unsere Entwicklung in der „Mikro-Ebene“. Diese wiederum wird beeinflusst durch die kleineren Strukturen auf atomarer Ebene, die wiederum nichts von den übergeordneten Strukturen „wissen“.

Gleichzeitig beeinflussen uns auch die größeren, komplexen Ebenen: die Familie, die Gesellschaft, die Natur. Auch diese werden wiederum von „höheren“ Ebenen beeinflusst, wie zum Beispiel Planeten, Sternen und Galaxien. Wir bemerken das alles auf unserer Ebene nicht oder nur am Rande, sind aber in diese Systeme eingebunden.

So könnten wir also letztlich so eine Art „rote Blutkörperchen“ (oder Bakterien und Viren) für das Universum sein, bei dem es sich um einen riesigen Organismus handeln könnte, von dem wir nur ein Teil sind.

Das ist eine geradezu fraktale Betrachtungsweise der Welt und des Seins. Strukturen in Strukturen, die sich endlos fortsetzen und ähneln und in immer neuen Ebenen wiederholen. Und dabei ist es egal, ob wir bei unserer Betrachtung immer näher und mehr ins Detail gehen oder uns weiter entfernen, um immer größere Strukturen zu betrachten.

Von dieser Art der Betrachtung habe ich mir mehr gewünscht. Hiervon hätte ich gern mehr in der Geschichte wiedergefunden. Das konnte ich leider nicht entdecken.

Da es viele begeisterte Rezensenten gibt, ist das letztlich wohl eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mein Fazit daher: Bilde dir selbst eine Meinung!

Bibliographische Angaben und Bestellmöglichkeit zu Julian Gough, Connect

Julian Gough: Connect (Roman)
Verlag: C. Bertelsmann, 620 Seiten, 1. Auflage September 2019,
ISBN 978-3-570-10297-8, Preis: 22 Euro [D]

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